Robert Gläser – Jetzt erst recht
Fünf Jahre sind seit der Veröffentlichung des zweiten Solo-Albums von Robert Gläser ins Land gegangen – aber vielleicht musste es so sein! Es braucht eben Zeit, damit ein Musiker ein Album erschaffen kann, das uns in jeder Sekunde, in jedem Ton und in jeder Zeile glaubhaft macht, dass hier mit Hingabe und viel Herzblut die eigene Überzeugung und Persönlichkeit abgebildet wird, und dass es sich dabei nicht um eine weitere Massenware aus dem Labor handelt. Mehr noch: Dass man ein Album produziert, das den Hörer tief in die Seele des Künstlers blicken lässt, ohne dabei in Kitsch und Pathos zu ertrinken. Geschick, Kreativität und Spielfreude, gepaart mit Mut und Lust auf Experimente spiegeln sich deshalb auch in dem wider, was man nun auf der dritten Scheibe Gläsers, die „Jetzt erst recht“ betitelt wurde, hören kann.
Der Musiker, dessen Vater Peter „Cäsar“ Gläser (RENFT, Karussell) ebenfalls für eine hohe Qualität in Sachen Songwriting stand, hat für seine neue Platte 11 große Pop-Songs, die mit unterschiedlichen musikalischen Einflüssen garniert wurden, aufgenommen. Inhaltlich schaffen sie es zudem, den Hörer mit Ehrlichkeit und Nachvollziehbarkeit zu berühren und abzuholen. Wohl auch, weil sie nicht nur die angenehmen Momente feiern, sondern auch mal tiefer in das blicken, was wir alle Leben nennen. Dies tritt gleich zu Anfang schon mit dem Song deutlich in den Vordergrund, der dem Album auch seinen Namen gegeben hat. „Jetzt erst recht“ klingt wie eine Kampfansage nach zahlreich erlittenen Rückschlägen. Ein treibender Beat, eine singende E-Gitarre und die Stimme Gläsers versprühen Optimismus in dunklen Zeiten und liefern die Botschaft, dass man immer wieder aufstehen kann, wenn man gefallen ist. Auch „Wolkenlos“, die als Single vorab veröffentlichte Hymne auf jene Menschen, die dabei helfen, das Leben wieder positiv zu sehen und richtig zu feiern, birgt diese Botschaft und dieses Gefühl in sich. Wo der eigene Weg noch hinführen wird, und ob man jetzt endlich „erwachsen“ wird, beschreibt das Lied „Nur der Himmel weiß“, und überzeugt neben seiner Botschaft auch mit den durch Worten gemalten Bildern, die uns der Sänger vor das innere Auge projiziert. Stärke und Kampfeslust stecken auch in dem Song „Verräter“, der mit den Menschen im Leben abrechnet, die es nicht gut mit einem meinen und sich am Scheitern und Straucheln anderer Menschen laben.
Tanzbar-rockigere Töne („Verräter“, „Wolkenlos“, „Nur der Himmel weiß“) wechseln sich mit reinen Pop-Songs („All in“, „Zu Hause“, „Gute alte Zeit“) und sogar mit von Folk getragenen Nummern („So viel mehr noch“) und nachdenklich klingenden Klavier-Balladen („Lebenssinfonie“) ab. Robert Gläser zeigt auf seinem neuen Album einmal mehr seine variable Seite in Wort und Ton, was sowohl ihn als Künstler als auch seine Musik sehr abwechslungsreich macht. Die Mischung aus handgemachter Musik und den Helferlein moderner Produktionstechnik lassen außerdem einen zeitgenössischen Klang entstehen, der aber dennoch nicht aus der Zeit fällt. Auch in zehn Jahren nicht. Man nennt es wohl „zeitlos“, was man hier hören kann.
Die lange Pause zwischen den Alben und wohl auch die, durch Corona bedingte „Kontaktlosigkeit zum Publikum“hat dieses „Jetzt erst recht“-Gefühl in Gläser ausgelöst, dasssich nun auf diesem Album in geballter, kreativer Form entlädt. Die Lieder strotzen vor Selbstvertrauen, Lebensfreude und unbezwingbarem Lebensmut. „Jetzt erst recht“ ist ein Energiespender für all die geworden, die abseits des musikalischen Einheitsbreis sowohl in Sachen Musik als auch bei den Inhalten gut unterhalten werden wollen. Wir haben es hier mit einem Werk zu tun, das nahezu überall und zu jeder Lebenslage aufgelegt und gehört werden kann, und das einem anschließend gestärkt und mit besserer Laune als vorher in den restlichen Tag entlässt. Egal ob morgens im Auto auf dem Weg zur Arbeit oder danach, mit einem Glas Wein auf der Couch zum Runterkommen. Das Programm erzielt seine Wirkung!
Robert Gläser hat nicht versucht, seine bisher erschaffenen Lieder und Alben zu toppen oder krampfhaft eine künstliche Weiterentwicklung zu erzwingen, um sich dem Zeitgeist oder irgendwelchen Kritikern anzubiedern. Es ist ihm ganz natürlich gelungen, sich selbst zu verfeinern und seine Musik auf eine neue Stufe zu stellen, ohne jedoch dabei sein bisheriges Schaffen hintanzustellen.
Website: Startseite – Robert Gläser
Foto: Website